Was uns erwartet

Brandenburg, Land der 3000 giftigen Seen

In der Ostsee vermehren sich giftige Mikroorganismen, die Fische töten. Giftige Krustentiere breiten sich aus. In den letzten zwei Jahren sind vier Menschen an einer Infektion mit Vibrionen gestorben. Auch in den Seen rund um Berlin sind giftige Organismen auf dem Vormarsch. Am Tegeler See sind bereits mehrere Hunde daran gestorben.

Temperaturanstiege und Eutrophierung führen dazu, dass in Gewässern weltweit giftige Algen und Bakterien sprießen 1. Diese sogenannten roten Fluten tauchen ohne Vorwarnung auf und bleiben oft länger als erwartet. Sie töten Fische und kontaminieren Meeresfrüchte. Die Folge sind übelriechende und schaumige Gewässer in denen Arten von Toxinen gebildet werden, die für Tiere und Menschen potentiell tödlich sind. Diese toxischen Mikroorganismen können sich in Süßwasserreservoirs vermehren, was Bewässerung und Trinkwasserversorgung bedroht, wie bereits in Australien geschehen 2.

Kürzlich ist ein Hund gestorben, nachdem er im Tegeler See bei Berlin geschwommen ist; vergiftet von Anatoxin A, das von Tychonema-sp., einer Blaualge, produziert wird 3. In 2017 wurden mindestens 12 Hunde durch den Tegeler See vergiftet und einige von ihnen starben „trotz intensiver tierärztlicher Behandlung“ 4. Vor kurzem ist auch eine ältere Frau gestorben, nachdem sie in der Ostsee durch giftige Bakterien vom Typ Vibrum kontaminiert worden war 5. Diese Bakterien werden normalerweise in tropischen Gewässern gefunden. Das Schwimmen in deinem lokalen See oder in den Meeren Europas könnte bald zu einer potentiell lebensbedrohlichen Aktivität werden, nicht nur für wildlebende Tiere und Haustiere, sondern auch für Erwachsene und Kinder.

Sowohl Meeres- als auch Süßwassergewässer sind weltweit gefährdet. Die große rote Flut des ungiftigen Dinoflagellat Alkashiwo sanguinea im pazifischen Nordwesten (USA) führte beispielsweise zum größten Auftreten mariner Vogelsterblichkeit, das jemals dokumentiert wurde. In 2009 wurden über 10.000 Seevogelkadaver an den Ufern von Washington angespült, da die Schaumbildung die wasserabweisenden Eigenschaften ihres Gefieders zerstörte. In den letzten zehn Jahren wurden in den Vereinigten Staaten 20 Todesfälle bei Buckelwalen auf die giftige Algenvermehrung zurückgeführt. Es gibt viele weitere Beispiele 1:1.

Chronisch Toxinen ausgesetzt zu sein bietet außerdem Anlass zu neuer Besorgnis. Beispielsweise wurden Microcystine, die von einigen Arten giftiger Meeres- und Süßwasseralgen produziert werden, mit Tumoren, Leberschäden und Tod beim Menschen in Verbindung gebracht (sowie verkümmerter Entwicklung bei Fischen und Zooplankton). Eine Exposition mit Domoinsäure wird mit Epilepsie-ähnlichen Anfällen bei Meeressäugetieren assoziiert, jedoch ist noch sehr wenig über die Langzeitwirkung dieses und anderer Algentoxine auf den Menschen bekannt 1:2. Wird es letzten Endes lebensbedrohlich, in der Nähe des Meeres oder der Seen zu leben? Wir können diese Frage im Moment nicht beantworten, aber eines wissen wir sicher. Wir müssen unseren Einfluss auf aquatische Ökosysteme drastisch reduzieren, um zu vermeiden, dass unsere Gewässer in der Zukunft giftig sind!

Quellenangaben

  1. Kudela et al., 2015, Harmful Algal Blooms. A Scientific Summary for Policy Makers, IOC/UNESCO Report. ↩︎ ↩︎ ↩︎

  2. Keeton, 2018, Toxic blue-green algae in irrigation waters: a public health threat to the City of Sydney?, Sydney Environment Institute. ↩︎

  3. 15 May 2019, Hund stirbt nach Bad am Tegeler See: Untersuchungen laufen, Berliner Morgenpost. ↩︎

  4. Fastner et al., 2018, Fatal Neurotoxicosis in Dogs Associated with Tychoplanktic, Anatoxin-a Producing Tychonema sp. in Mesotrophic Lake Tegel, Berlin, Toxins 10:60. ↩︎

  5. Rathke, 9 Aug 2019, Vibrionen in der Ostsee: Erster Todesfall in MV – vier weitere Infektionen, Ostsee Zeitung. ↩︎